Insulinoma

"Insulinom" / "endogener Hyperinsulinismus"

Assay

Insulin-Bestimmung im Serum / Insulin-Assay

Der von vielen Laboratorien für die Insulin-Konzentration im Serum angegebene Referenzbereich bzw. Normalwert von 5 - 25 µU/ml ist nur gültig für den über Nacht (mindestens 12 Std.) fastenden Patienten mit Normalgewicht ohne Diabetes mellitus bei zuvor normal-kalorischer Ernährung und normaler - nicht ohne weiteres meßbarer - Insulinsensitivität.

Der Insulin-Bestimmungen veranlassende Arzt muß exakte Kenntnis über das verwendete Assay-System haben, um die Befunde korrekt interpretieren zu können.
Hungertest-Logistik

Dieser Referenzbereich ist für die Interpretation des Hungertestes nicht brauchbar und irrelevant, da die "normale" Insulin-Konzentration bei allen Manipulationen durch diagnostische, endokrinologische Funktionsteste von der Höhe des Blutzuckers abhängt.

Der Hungertest prüft die Supprimierbarkeit des Insulins bis an oder unter die biochemische Nachweisgrenze.

Unabdingbar ist eine regelmäßige laboreigene und valide Qualitätskontrolle des verwendeten Assay-Systems!

Das gilt auch für den C-Peptid-Assay mit einem häufig angegebenen "normalen" Referenzbereich von 1.5 - 3.5 ng/ml ( 0.5 - 1.15 nmol/l ).

Die parallele C-Peptid-Messung ist als zusätzliche Plausibilitätskontrolle des Insulin-Assays bei Messwerten im Bereich der Nachweisgrenze für Insulin ( Meßbereich < 5 µU/ml ) und damit bestehender Abhängigkeit von LOD und LOQ ( "limit of detection" und "limit of quantitation" ) zu sehen.

PROINSULIN-Bestimmung: Angesichts der zunehmenden Spezifität der Insulin-Assays, die Proinsulin nicht mehr erfassen können, ist bei Blutzucker-Werten im hypoglykämischen Bereich mit supprimierten Insulin - Konzentrationen ( < 3 µU/ml ) die Proinsulin-Bestimmung zwingend erforderlich. Viele Insulinome "sezernieren" vorwiegend ungeregelt Proinsulin ("PROINSULINOM")

Literatur
1. Heinemann L, Sawicki PT, Niederau C & Starke AAR: Klinische Chemie. Immunologische Messung von Insulin und C-Peptid. In: Diabetes mellitus. Urban & Fischer; München Jena, 2.Aufl. 2000, S.60-65
2. Service FJ. Hypoglycemic disorders. New Engl J Med 332, 1995, 1144-1152
3. Starke AAR, Saddig C. Hypoglykämien im Erwachsenenalter. In: Diabetes mellitus. Urban & Fischer, München Jena, 2.Aufl. 2000, S.775-782 + Urban & Schwarzenberg; München Wien; 1. Aufl. 1995, S.643-650
4. Vezzosi D, Bennet A, Fauvel J et al.: Insulin levels measured with an insulin-specific assay in patients with fasting hypoglycemia related to endogenous hyperinsulinism. Eur J Endocrinology 149, 2003, 413-419

 

Assay-Technologie
für Insulin, C-Peptid, Proinsulin

Für die korrekte Interpretation der diagnostischen Testdaten (Fastentest, C-Peptid-Suppressions-Test, Testmahlzeiten) sind detaillierete Kenntnisse der verwendeten Assaytechnologie unabdingbar, insbesondere angesichts der Vielzahl angebotener kommerzieller Kit-Systeme.

Dies gilt für
1. den optimalen Messbereich des Assaysystems (linearer Bereich der Eichkurve),
2. Kreuzreaktionen mit Insulin, C-Peptid, Proinsulin und split-Proinsulinen, als auch
3. Qualitätskontrollen im endokrinologischen Labor (Präzision, Wiederfindung, Linearität).

Die Qualitätskontrollen sollten entsprechend den "Guidelines for Validation of Insulin Immunoassays" der Amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (ADA - Committee on Insulin Assay Standardization) durchgeführt werden.

 

Der INSULIN-ASSAY
sollte einen linearen Messbereich von ca. 5 - 100 µU/ml ( = 30 - 600 pmol/l) umfassen.
Kreuzreaktion mit Proinsulin muss vorhanden sein (unspezifischer Insulin-Assay). Bei Verwendung sog. spezifischer Insulin-Assays muß zusätzlich Proinsulin bestimmt werden, da Insulinome häufig oder überwiegend Proinsulin sezernieren.

2004: Die Produktion des jahrzehnte-lang als Goldstandard dienenden "Pharmacia-RIA" ist eingestellt worden. Die Auswahl des Insulin-Assays erfordert Sorgfalt.

 

Der C-PEPTID-ASSAY
wird häufig mit einem Messbereich von 0.5 - 15 ng/ml angeboten.

Hohe Werte (>10 ng/ml) spielen nur eine Rolle bei Glucosetoleranzstörungen und Insulinresistenz, sodaß ein Bereich von < 0.3 bis 5 ng/ml für die Hypoglykämiediagnostik wesentlich ist. Derart sog. sensitive Assays sind auch in der Diagnostik der Sekretionsreserven bei Typ I Diabetes in Anwendung.

 

Der PROINSULIN-ASSAY
sollte nicht mit Insulin und C-Peptid kreuzreagieren.

Aufgrund der physiologisch niedrigen Konzentrationen bei Gesunden im unteren pmol-Bereich und den z.T. sehr hohen Werten im Bereich von einigen hundert pmol/l bei Patienten mit Insulinom sind Verdünnungen der Serumproben in der Regel erforderlich. Der optimale Messbereich liegt bei 5 - 100 pmol/l.

 

Top / Navigation